Am 28. September 929 oder 935 wurde der böhmische Fürst aus der Dynastie der Přemysliden und spätere Schutzpatron Wenzel (Václav) im Auftrag seines jüngeren Bruders Boleslav I. in Stará Boleslav (Altbunzlau) bei Prag ermordet. Tschechien erklärte im Jahr 2000 seinen Todestag zum staatlichen Feiertag – dem Tag der tschechischen Staatlichkeit (Den české státnosti).
Der Heilige Wenzel
Für die tschechische Geschichte spielt Wenzel eine bedeutende Rolle. Bereits nach seinem Tod entwickelte sich der Wenzel-Kult. Der heilige Wenzel schützte zunächst nur die Herrscherdynastie, wurde jedoch später zum Schutzpatron des ganzen Landes. Wenzel wurde als Synonym für Böhmen und die böhmische Krone verstanden. Viele seiner Thronfolger erhielten seinen Namen. Bis heute ist der Name Václav als männlicher Vorname sehr belieb. Auch Karl IV. trug den Namen des Landespatrons bei seiner Taufe. Auch wenn er ihn später nicht mehr benutzte, fand der Wenzel-Kult während seiner Regierungszeit seinen Höhenpunkt. Die Wenzelskapelle im Veitsdom auf der Prager Burg, verkleidet mit Halbedelsteinen und vergoldetem Stuck, trägt den Namen des Patrons, seine Gebeine werden im hiesigen Domschatz aufbewahrt. Im 19. Jahrhundert wurde der Pferdemarkt in Prag zum Wenzelsplatz umbenannt. Die Reiterstatue des Bildhauers Josef Václav Myslbek aus dem Jahr 1912 steht bis heute am oberen Ende des Wenzelplatzes. Diese Statue hat schon viele Touristen, Kundgebungen, Demonstrationen und Veränderungen des Landes miterlebt. Die Prager stehen zu ihr und verabreden sich für ein Treffen „pod ocasem“ („unter dem Schwanz“), denn jeder Prager weiß schließlich, wo dieser Pferdeschwanz steht.
Stará Boleslav
In Stará Boleslav findet jährlich eine Pilgerfahrt statt. Im Mittelpunkt der Wallfahrt steht der Gottesdienst auf dem Mariánské náměstí (Mariannenplatz), den der Prager Erzbischof hält. Im Jahr 2009 besuchte der Papst Benedikt XVI. den Wenzel-Feiertag.
Feierlichkeiten zum Tag der tschechischen Staatlichkeit
Auf der Prager Burg zeichnet an diesem Tag der Staatspräsident Persönlichkeiten, die einen wichtigen Beitrag für den tschechischen Staat geleistet haben, mit einem Staatsorden aus. In der Woche vom 24. – 30. September 2012 finden in Prag verschiedene Veranstaltungen unter dem Motto „Tschechen in der Welt – Feierlichkeiten zum Tag der tschechischen Staatlichkeit 2012“ statt. Geplant sind Konferenzen, Diskussionen, Treffen, Filmvorführungen, Gottesdienste, Museumsausstellungen und eine Preisverleihungszeremonie zur Auszeichnung der bedeutenden tschechischen Frau in der Welt. Das unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten der Tschechischen Republik stehende Projekt möchte die Lebensgeschichte außerhalb des Landes lebender Tschechen im Zusammenhang mit der Frage der tschechischen Staatlichkeit und der nationalen Identität zeigen.
Tschechen in der Welt
Im Rahmen des Programmes werden der breiten Öffentlichkeit nicht nur erfolgreiche Tschechen präsentiert , die das Land vor vielen Jahrzehnten verlassen haben, sondern auch junge Menschen vorgestellt, die sich erst nach 1989 im Ausland niederließen. Dieses Projekt ist gleichzeitig auch als ein Dankeschön an alle im Ausland lebenden Tschechen gedacht, die zur Verbreitung tschechischer Traditionen, tschechischer Kultur, tschechischer Sprache und des Bewusstseins über die tschechische Nation beigetragen haben.
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